Allgemeine Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten bei der Boerse Stuttgart Group

 

1. Einleitung 

Als Boerse Stuttgart Group sind wir die sechstgrößte Börsengruppe in Europa mit strategischen Standbeinen im Kapitalmarktgeschäft sowie im Digital- und Kryptogeschäft. Im Kapitalmarktgeschäft betreiben wir Börsen in Deutschland, Schweden und der Schweiz sowie cats als europäisches außerbörsliches Handelsnetzwerk. Zudem umfasst die Gruppe mit der EUWAX AG einen Broker, der international aktiv ist. 
 
Als Vorreiter haben wir mit der Boerse Stuttgart Digital das größte Digital- und Kryptogeschäft aller europäischen Börsengruppen aufgebaut. Mit Lösungen für institutionelle Kunden in den Bereichen Brokerage, Handel und Verwahrung sowie der Plattform BISON für Privatanleger schafft die Boerse Stuttgart Digital einen zuverlässigen, regulierten und transparenten Zugang in die Kryptowelt.  
 
2. Regulatorisches Umfeld 

Die Boerse Stuttgart Group agiert in einem stark regulierten Umfeld. Hohe technische Standards und strenge Regulierung legen die Grundlagen dafür, den Handel und die Verwahrung von Kryptowerten jederzeit zu gewährleisten. Die Handelsplattformen der Boerse Stuttgart Group sind auf Verlässlichkeit und Transparenz ausgerichtet, um privaten Anlegern ein hohes Maß an Schutz und ein geeignetes Umfeld für den Kryptohandel zu bieten. Hierzu gehört auch das richtige Verhalten bei Interessenkonflikten. Ein unangemessener Umgang mit diesen gefährdet den Ruf und das Vertrauen in die Boerse Stuttgart Group und birgt das Risiko diverser zivil- und aufsichtsrechtlicher Sanktionen. 

Aufgrund unseres breit aufgestellten Produktportfolios sowohl im Kapitalmarktgeschäft als auch im Digital- und Kryptogeschäft ist es uns wichtig, allen Situationen, die den Anschein eines Interessenkonfliktes erwecken können, zu begegnen. 

3. Wissenswertes zum Thema Interessenkonflikte 

Dieses Dokument gibt einen Überblick über Arten möglicher Interessenkonflikte und ihren Quellen sowie den Umgang mit Interessenkonflikten bei der Boerse Stuttgart Group. 

3.1 Was sind Interessenkonflikte? 

Der Interessenkonflikt ist ein Konflikt, der durch das Zusammentreffen gegensätzlicher Interessen in einer Person entsteht. Die Person kann im Rahmen ihrer Tätigkeit oder im Rahmen von persönlichen Geschäften nicht den gerechtfertigten Interessen einer Partei gerecht werden, ohne zugleich entgegen den gerechtfertigten Interessen einer weiteren Partei zu handeln.  

Die Auflösung solcher Interessenkonflikte ist im Rahmen einer Abwägung im bestmöglichen Interesse aller Parteien vorzunehmen, wobei ein fairer Ausgleich zwischen Unternehmens- und Kundeninteressen, die jeweils den Interessen einzelner Mitarbeiter voranstehen, vorzunehmen ist. Interessenkonflikte zwischen gleichen Parteien (Kunden vs. Kunden) sind objektiv, d.h. unter angemessener Abwägung der jeweiligen Kundeninteressen gegeneinander, aufzulösen.

 3.2 Welche Arten von Interessenkonflikten sind denkbar? 

Interessenkonflikte können sowohl zum Nachteil von Kunden als auch zulasten des Kryptowerte-Dienstleisters selbst bestehen. 

Interessenkonflikte bei der Boerse Stuttgart Group können grundsätzlich zwischen folgenden Beteiligten entstehen:  

  • den Kryptowerte-Dienstleister selbst, 
  • den Mitgliedern der Führungsgremien, 
  • den Mitarbeitern sowie 
  • den Kunden. 

Wir haben daher großes Augenmerk auf die Identifizierung möglicher Interessenkonflikte gelegt und Maßnahmen zu deren Verhinderung oder Minderung getroffen. 

3.3 Welche Quellen von (potenziellen) Interessenkonflikten gibt es? 

Interessenkonflikte können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen. Sie können zum einen in der beruflichen Tätigkeit begründet sein. Sie können darüber hinaus auch aufgrund von persönlichen Umständen entstehen. Ursachen für Interessenkonflikte können zum Beispiel sein: 

  • Weitere (interne/externe) Mandate von Mitgliedern von Führungsgremien, 
  • Interessen oder Abhängigkeiten von Gesellschaften, 
  • Dienstleistungen gegenüber Kunden, die mehrere Gesellschaften der BSG in unterschiedlichen Rollen und in ggf. unterschiedlichen Interessen und Strategien betreffen,  
  • Persönliche Interessen von Mitarbeitern und Mitgliedern von Führungsgremien und 
  • Unterschiedliche Kundeninteressen. 
     

3.4 Gesellschaftsübergreifende Aspekte bei Interessenkonflikten 

In der Boerse Stuttgart Group arbeiten alle Gesellschaften eng zusammen, um europäischen Anlegern einen einfachen und sicheren Zugang zu klassischen und digitalen Vermögenswerten zu ermöglichen. Dafür stellt die Boerse Stuttgart Group innovativste und verlässlichste Infrastruktur- und Handelslösungen bereit. In diesem Zusammenhang nehmen unsere Geschäftsleiter Führungspositionen in mehreren Gesellschaften wahr. Nach regulatorischen Vorgaben lässt sich dadurch ein potenzieller Interessenkonflikt nicht gänzlich ausschließen. Wir sehen in diesem Vorgehen jedoch einen Mehrwert für den Kunden und die Boerse Stuttgart Group. Die enge Zusammenarbeit erweist sich als sehr förderlich. Sie führt neben dem Ausbau der Expertise zu einheitlichem Vorgehen und trägt zur Etablierung einer gesamthaften Dienstleistung für den Kunden bei.  

Um unsere Kunden über unsere Kryptowerte-Dienstleistungen zu informieren, veröffentlichen wir regelmäßige News rund um den Markt und unsere Kryptangebote in unserer App, in unseren Newslettern und auf unseren Social Media Kanälen. Um zu vermeiden, dass unsere Veröffentlichungen nicht im Einklang mit den regulatorischen Anforderungen stehen und ggf. Kunden dadurch benachteiligt werden, haben wir interne Regelungen zur Außenkommunikation aufgestellt. Diese regeln, welche Personen nach welchen Verfahren publizieren dürfen und welche inhaltlichen Vorgaben zu beachten sind. 

Der Schutz von Informationen jeglicher Art ist uns wichtig. Daher geben wir unseren Mitarbeitern detaillierte Regelungen an die Hand, z.B. zum Umgang mit sensiblen Informationen oder zur Vermeidung von Marktmanipulation und Insiderhandel. Diese Regeln werden fortlaufend kontrolliert. 

 

3.5 Mögliche Interessenkonflikte der Boerse Stuttgart Digital Custody 

BISON hat mit Staking ein attraktives Angebot geschaffen, Rewards für die bei Boerse Stuttgart Digital Custody GmbH verwahrten Coins zu erhalten, wenn diese zur Konsensfindung beziehungsweise Validierung von Transaktionen im Blockchain-Netzwerk verwendet werden. Seit Sommer 2024 können Kunden von BISON mit deutschem Wohnsitz aktiv am Staking teilnehmen und abzüglich einer Gebühr wöchentlich Rewards erhalten. Dafür wurde gemeinsam mit Munich RE eine Versicherung entwickelt und in das Angebot integriert, welche das Risiko von Slashing abdeckt.  

Die Kryptowährungen jener BISON-Kunden, die den Staking-Sonderbedingungen zugestimmt und die Weisung zum Staking erteilt haben, ihre Kryptowährungen jedoch nicht ins Staking geben, darf Boerse Stuttgart Digital Custody GmbH zum Staking nutzen und die daraus erzielten Rewards u.a. zur Unterhaltung der Staking-Infrastruktur verwenden. Eine Zustimmung zu den Sonderbedingungen und das Erteilen der Weisung zum Staking ist für BISON-Kunden selbstverständlich nicht zwingend. Dass das (passive) Staking nicht etwaige Auslieferungsgesuche von Kunden beeinträchtigt, wird durch interne Prozesse und Verfahren sichergestellt. 

Wir informieren unsere Kunden regelmäßig über diverse BISON-Kanäle, etwa über die App und Web-Anwendung sowie über Social Media oder den BISON Newsletter über das Staking Angebot.  

Die Coins unserer Kunden werden sicher in Cold oder Warm Wallets verwahrt. Gleichzeitig wollen wir unseren Kunden die Coins möglichst schnell für ihre Handelsaktivitäten zur Verfügung stellen. Dies erfolgt über Hot Wallets. Um die Interessen an einer sicheren Verwahrung und schnellen Verfügbarkeit in Einklang zu bringen, haben wir entsprechende Risikolimite vergeben, auf deren Basis eine automatische Steuerung der Wallets erfolgt. 

 

4. Allgemeine Regelungen zum Umgang mit Interessenkonflikten bei der Boerse Stuttgart Group 

Group Compliance hat interne Regelungen erlassen, die u.a. die Identifikation und Meldung von Interessenkonflikten sowie deren Bewertung regeln. Darüber hinaus werden Maßnahmen definiert, die zur Verhinderung bzw. Minderung von Interessenkonflikten beitragen können.  

Interessenkonflikte werden in der Boerse Stuttgart Group wie folgt gehandhabt: 

 

Prävention > Identifikation > Meldung > Bewertung > Maßnahmen > Information / Offenlegung

 

Prävention Identifikation Meldung Bewertung Maßnahmen Information / Offenlegung
  • Sensibilisierung
  • Klare Regeln zum Informationsfluss
  • Maßnahmen in den jeweiligen Fachbereichen wie z.B. Chinese Walls
  • Klare Prozesse und Verantwortlichkeiten
  • Umgang mit nahestehenden Personen
  • Jeder Mitarbeiter sowie jedes Mitglied von Führungsgremien müssen prüfen, ob insb. betriebliche oder persönliche Umstände, Anlass für Interessenkonflikte geben können bzw. den Anschein dazu erwecken können
  • Hat ein Mitarbeiter oder Mitglied von Führungsgremien Kenntnis über einen Interessenkonflikt, ist dieser unverzüglich an Group Compliance sowie den Vorgesetzten zu melden
  • Jährliche Abfrage von Interessenkonflikten (Vollständigkeitserklärung)
  • Group Compliance prüft, ob ein Interessenkonflikt vorliegt
  • Ist dies der Fall, wird geprüft, ob Maßnahmen ergriffen werden konnen, die zur Minderung oder Behebung des Interessenkonflikts führen

Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Minderung von Interessenkonflikten können z.B. sein:

  • Herausnahme von Personen mit Interessenkonfliktenaus den Entscheidungsprozessen
  • Neustart von Auswahl-/Beschaffungsvorgängen
  • Zustimmung zu Vertragsabschlüssen
  • Ablehnung bzw. Stoppen von Vorgängen
  • Berichterstattung an interne Gremien
  • Offenlegung ggü. Wertpapier-Kunden soweit erforderlich
  • Berichterstattung an Aufsicht (soweit erforderlich)